Bodenseemarathon

von Fritz Throne

Bodenseemarathon

Kanusprinter auf Abwegen beim Bodensee-Kanu-Marathon

200m und 500m sind die beliebtesten Distanzen des Kanuehepaares Victoria und Christian Tippelt. Aber warum nicht einmal die Distanz verhundertfachen? Ein Bericht über ein etwas anderes Rennens der Faltbootclub-Hof-Kanuten.
40 Sekunden- so lange dauert etwa ein Sprintrennen auf 200m im olympischen Kanurennsport. Zwei Stunden dagegen ein Halbmarathon über 21km. Victoria und Christian Tippelt vom Faltbootclub Hof wagten den Spagat und trauten sich am 14. Juni am 20. Bodensee-Kanu-Marathon anzutreten. Dieses Jahr reisten Sportler aus der Schweiz, Frankreich, Italien, Ungarn, Schweden, Kanada und Deutschland an. Mit 252 Kanuten in 212 Booten (Surf-Ski, Seekajak, Wildwasserboote, SUP- Stand-Paddler und Tourenkanadier) wurde für die Organisatoren des Bodenseekanurings und des gastgebenden Kanuvereins KC Singen ein neuer Teilnehmerrekord erreicht.
Bei strahlendem Sonnenschein und einer Prise Wind fiel um Punkt neun Uhr der Startschuss für alle Sportler auf der Marathon- (42km) und Halbmarathon-Distanz (21km). Start- und Zielpunkt war am Bootshaus des KC Singen in Iznang. Die Halbmarathonstrecke verlief in Richtung der Halbinsel Reichenau. Bei Reichenau wurde der Bruckgraben durch einen Kanal durchfahren und auf der anderen Seite von Reichenau zurück nach Iznang ins Ziel gepaddelt.
Die Kanuten des Faltbootclub Hof starteten nicht in Wanderkajaks oder Surf-Ski. Nein, sie starteten in ihren Rennbooten. So wählte Christian, bei starkem linksseitigem Wellengang, lieber den Rand des Starterfeldes während Victoria sich in der Mitte auf der ein oder anderen Welle im Feld mitziehen ließ. Da beide Sportler in ihrem normalem "Paddelalltag" eher auf den kurzen Distanzen von maximal 1000m sich "heimisch" fühlen, gehen einem über 21km einige Gedanken durch den Kopf. Auf dem Weg nach Reichenau bekamen beide von links die Wellen stark zu spüren. Kurz vor dem Wendepunkt, der durch den Kanal des Bruckgrabens verlief, dachten beide. " Ich bin mit meinem Rennboot schneller. Ich sprinte durch den Kanal". Gedacht, getan. Im Schatten der Halbinsel Reichenau konnten beide ihre Stärke in den Rennbooten ausspielen und bei ruhiger See einige Minuten Vorsprung heraus fahren. Christian setze sich weit vor Victoria ab und machte Platz für Platz gut. Victoria hatte bei himmelblauem Wasser und Sonnenschein die vorausfahrenden Kanuten immer im Blick. So konnte sie sich von ihren Verfolgerinnen weiter absetzen. Die letzten Kilometer verliefen wieder quer über den See und die Konzentration musste weiter hoch gehalten werden, da die Wellen nun von rechts auf die Boote trafen. Beide Sportler fuhren dabei in kleinen Gruppen. Auf den letzten drei Kilometern motivierte Victoria ihre Begleiter, einige der vorausfahrende Kanuten zu überholen. Dadurch konnte noch etwas Zeit gut gemacht werden. Im Zielsprint konnte Christian seine Sprinterqualitäten zeigen und erreichte nach 21km in 2:05:36 Stunden das Ziel. Victoria traf nur wenig später ein und kam als erste ihrer kleinen Gruppe an. Bei 212 gleichzeitig startenden Booten geht der Überblick über das Feld schnell verloren. Doch war die Vermutung da, dass Victoria als erste Frau im Ziel ankam. Bei der Siegerehrung war dann klar, dass Victoria Tippelt den 20. Bodensee-Kanu-Halbmarathon bei einer Zeit von 2:06:50 Stunden mit 10 Minuten Vorsprung gewinnen konnte. Aber auch Christian war mit seiner Leistung zufrieden und erreichte von 85 Startern in seiner Klasse den 17. Rang.
Der Nachmittag wurde dann etwas ruhiger angegangen. Beim abendlichen Grillen konnte man sich über das vergangene Rennen austauschen. Beide Sportler waren sehr glücklich über den Wettkampf, freuen sich aber dennoch wieder auf die kurzen 40 Sekunden.
V.T.

Strecke des Bodenseehalbmarathon

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