Junioren Europameisterschaften in Portugal 2012
Junioren Europameisterschaften in Portugal 2012
Eine bestechende Fahrt
MELANIE GEBHARDT AUS HOF WIRD MIT DEM DEUTSCHEN KAJAK-VIERER EUROPAMEISTERIN IN PORTUGAL. AUCH IM EINER ZEIGT SIE EINE STARKE LEISTUNG. ES BLEIBT ABER DER UNDANKBARE VIERTE PLATZ.
Aus Bronze wurde Gold für die Hofer Kanutin Melanie Gebhardt bei der Europameisterschaft in Portugal. Die 18-Jährige war mit ihren Teamkameradinnen im Kajak-Vierer nicht zu schlagen. Vor einem Jahr war sie Dritte bei der Weltmeisterschaft geworden, nun stand die Hoferin ganz oben auf dem Treppchen.
Erstmals wurde auf der neu ausgebauten Regattastrecke in Montomor-o-Velho, einem Städtchen genau zwischen Coimbra und Figuera da Foz, in der Mitte Portugals gelegen, eine internationale Veranstaltung im Kanurennsport ausgetragen. Die Strecke, direkt neben dem Fluss "Mondego" gelegen und von diesem gespeist, hat sich dabei aber nicht als ideal erwiesen, da sie sehr von Seitenwind abhängig ist. Dieser weht immer vom nahegelegenen Meer seitlich auf die Strecken, so dass die Startbahnen eins bis vier klar bevorteilt waren, während die anderen mit größeren Seitenwellen zu kämpfen hatten.
Die 18-jährige Melanie Gebhardt, die bereits im Vorjahr Bronze bei der Junioren-WM errungen hatte, schreckte dies aber nicht. Im Vierer ging es allerdings im Gegensatz zum vorhergegangenen Einer etwas holprig los. Das Boot, das bei den Vorbereitungslehrgängen immer so hervorragend lief, kam auf der welligen Bahn neun nicht richtig, so dass die deutsche Crew den Däninnen mit Rang zwei den Vorlaufsieg überlassen musste. "Im Finale zeigte sich dies als Glücksfall", sagt Ex-Trainer Günther Meyer. Für das deutsche Boot in der Besetzung Lisa Jahn, Berlin, Anna Kowald, Essen, Melanie Gebhardt, Leipzig/Hof und Virginia Narjok, Berlin, wurde die Startbahn drei ausgelost.
Vom Start weg zeigten die Deutschen gleich mit einer halben Bootslänge Vorsprung, dass dieses Mal sie mit Gold dran sind. In einer bestechenden Fahrt und mit über einer Sekunde Vorsprung paddelten die deutschen Mädchen mit Jubelschreien über ihren verdienten Sieg über die Ziellinie.
Da sich die Hoferin, die in Leipzig trainiert, bei den internen Ausscheidungen des Deutschen Kanuverbandes klar schnellste Juniorin war, hatte sie vor dem Vierer-Erfolg auf der olympischen Strecke im Kajak-Einer an den Start paddeln müssen. Im Vorlauf, in dem nur die Erste direkt in das Finale kam, musste sie sich auf der benachteiligten Bahn acht um 88 Hundertstel Sekunden der Italienerin Irene Burgo geschlagen geben und qualifizierte sich noch vor der letztjährigen Weltmeisterin Dòra Lucz aus Ungarn klar für das Semifinale. Dieses gewann sie deutlich vor der Britin Simon und der Polin Cywinska.
Im Finale traf Melanie Gebhardt nun wieder auf ihre stärksten Vor- und Zwischenlaufgegner. Mit Spannung warteten nun die zur Verstärkung angereiste Mutter Ines, Schwester Stephanie und ihr ehemaliger Trainer Günther Meyer auf das Startzeichen. Bis zur 400-Meter-Marke lag die Deutsche auf einer Linie mit der Belgierin Hermin Peters, Dòra Lucz, der Schwedin und der Italienerin auf einer Linie, ja vielleicht sogar in Front, aber während eines kleinen Leistungseinbruchs bei 450 Meter schoben plötzlich die Belgierin und die Ungarin ihre Bootsspitzen minimal an Melanie vorbei. Die neben Melanie Gebhardt auf Bahn neun paddelnde Rumänin Taran Iuliana schob sich mit einem fulminanten Endspurt ebenfalls vorbei, so dass die Deutsche nach der Zielfilmauswertung hinter der Belgierin, der Rumänin und der Vorjahresweltmeisterin Dòra Lucz mit zwei Zehntelsekunden auf den undankbaren vierten Platz gesetzt wurde. Dies ist aber eine enorm starke Leistung, wenn man bedenkt, wie stark die Felder besetzt sind. Als Trost kann für Melanie auch noch gelten, dass alle anderen Juniorinnen und Junioren über 200, 500 und 1000 Meter ebenfalls vierte Plätze errangen.
Melanie Gebhardt muss nun erst einmal eine Menge Prüfungen im Sportgymnasium in Leipzig nachschreiben. Der nächste Hauptwettkampf sind die deutschen Meisterschaften in Brandenburg/Havel. Melanie Gebhardt hat gute Voraussetzungen, ihren Erfolgsweg fortzusetzen. Obwohl sie im kommenden Jahr ihr Abitur macht, bleibt sie in Leipzig in der Trainingsgruppe mit U 23-Europameisterin Anne Knorr und Olympiateilnehmerin Tina Dietze. Die deutsche U 23 war mit dem Gewinn von sechs Gold-, neun Silber- und drei Bronzemedaillen mit Ungarn wieder einmal eines der erfolgreichsten Teams. G. M.